WM 2022: Serienabend statt Fussballabend

Sebastian "Snibi" Ehlers
Sebastian "Snibi" Ehlers

Ammerland im Herbst 22 - eine WM steht nicht wirklich vor der Tür, sondern kommt vielen Menschen hier so weit weg vor, wie noch nie. ‘Bisher 10, aber 2,3 wollten noch kommen‘ blickt auf die Ein- und Ausschaltquoten in Westerloy, dort wo eigentlich der Sport die Herzen schneller schlagen lässt und der TuS Westerloy mehr Mitglieder als der Ort Einwohner hat.

Am Abend vor dem Deutschlandspiel frage ich bei Sebastian Ehlers (bekannt als Snibi) nach seinem Umgang mit dieser sehr speziellen WM. Ich überlege mir das, während der amtierenden Weltmeister gerade seinen ersten Auftritt bei der WM gibt. Als er abhebt, entschuldige ich mich selbstverständlich wegen dem unglücklichen Zeitpunkt, aber Fussball scheint nicht das Problem zu sein, eigentlich wollte er gerade mit seiner Liebsten eine Serie schauen. Jetzt wird es doch ein Fussball Abend.

Snibi ist seit fast 2 Jahren Jugendwart beim TuS Westerloy und ist seit 3 Jahren seinem Sohn Henri in Westerloy in dessen Mannschaft gefolgt, um sie zu trainiere. Inzwischen schnüren beide die Kickschuhe für die E Jugend. Selber hatte er mit 6 in Westerstede begonnen und seitdem eigentlich immer gekickt. Die meiste Zeit auf dem Platz hat er dabei im Tor verbracht. Seit 2010 ist er beim TuS und dort hilft er auch aktuell immer wieder mal im Tor der Herren aus.

 Familie und Fußball, das passt zusammen!
Familie und Fußball, das passt zusammen!

Früher wollte immer keiner ins Tor, ein Manuel Neuer hat die Popularität dieser Rolle schon verändert. Snibi mochte die Position schon vorher. Für jemanden der sich so engagiert, nehmen wir es erstmal als Spass, dass er dies mit „da muss man nicht soviel laufen“ begründet. Über die Frage, ob er sich als Torwart nun in die aktuelle Situation vom DFB-Mannschaftskapitän hineindenken könne, muss er zunächst mal nachdenken. „Die Rolle der Spieler ist ja nicht unabhängig vom Umfeld. Letztlich machen die Spieler das, was ihnen gesagt wird.“ Das Verhalten, sich der DFB Entscheidung bzgl. der one-love Armbinde zu beugen, sei daher auch nachvollziehbar. Allerdings wäre es aus Snibis Sicht auch aus reiner Reglement-Sicht möglich gewesen etwas mutiger zu sein, „Eine Gelbe hätte man als Torwart schon mal mitnehmen können, da ist der Torwart nicht so in Gefahr.“ In Summe also eine nachvollziehbare, aber trotzdem eine bedauerliche Situation.

Selbst mit der Option auf der Arbeit WM zu schauen, fehlt diesmal nicht nur wegen dem Ergebnis etwas
Selbst mit der Option auf der Arbeit WM zu schauen, fehlt diesmal nicht nur wegen dem Ergebnis etwas

Ob nun mit bunter Binde oder nicht, die aktuelle WM ist auch aus der Perspektive des Jugendwartes in ein schlechtes Licht gerückt. Die WM ist schon im Vorfeld bei den Trainingseinheiten der E-Jugend eigentlich kein Thema gewesen. Eine Euphorie wird gar nicht wahrgenommen.

„Mal sehen wie die Stimmung am Mittwoch nach dem Spiel ist“ fragt sich Snibi, denn um 17:00 wird wieder trainiert.

Und vorher gibt es WM, denn auch wenn Frankreich-Australien gegenüber dem Serienabend noch zurückstecken musste, die Deutschland Spiele werden im Hause Ehlers geschaut, wenn auch eingebremst. So steht bei Sohn Henri das Füllkrug Trikot auf dem Wunschzettel. Aber bitte als Werder und nicht als DFB-Dress. Ausserdem wurde in der Familie einvernehmlich beschlossen, dass man alles tun muss, um der FIFA die Finanzierung zu entziehen: Auf das Panini-Album wird 2022 verzichtet.

Schön, dass der TuS so engagierte Menschen in seinen Reihen hat, Fussball braucht Vorbilder. Die müssen nicht unbedingt ein FIFA-Logo tragen.

 

Und aus aktuellem Grund noch im Nachtrag: Beim Training nach dem Deutschlandspiel wunderten sich nur die Erwachsenen übers Spiel und Ergebnis. Die E-Jugend beschäftigt sich lieber selber mit dem Ball.