Inhalt der Heidefestzeitschrift 1980 zum Thema „Chronik“:
Die Entstehungsgeschichte der Fußballabteilung des TuS Westerloy Die Fußballabteilung des TuS Westerloy entwickelte sich aus Freizeitkickern, die sich abends auf dem Sportplatz in Westerloyerfeld trafen.
Die Interessenguppe wurde l948 so groß, daß sie nach der Möglichkeit einer Vereinsgündung suchte. So sprach Günther Nentwig in dieser Zeit einmal den ortsansässigen Kaufmann Wilhelm Seeger an, von dem er wußte, daß er ein Fußballnarr war, ob er sich nicht einmal für die Gründung eines Fußballvereins einsetzen könne.
Wilhelm Seeger nahm die Anregung mit Begeisterung an und setzte sich mit der Vereinsführung des Turn-und Sportvereins in Verbindung. Er vereinbarte mit dem Vorstand (damaliger Vorsitzender war Hermann Lohmeyer) eine neue Abteilung.
Es wurde auf dem Sportplatz in Westerloyerfeld gespielt. Dazu wurde der Platz hergerichtet und auf die nötigen Maße gebracht. Umgezogen hat man sich in einem Geräteraum der Turnhalle und in der Küche der anliegenden Wohnung von Stoffers. Dabei wurden jedesmal große Mengen von Sägemehl in die Küche getragen. Sägemehl bildete den Bodenbelag in der Turnhalle. Aber die hier wohnende Frau Stoffers trug diese Belastung mit Fassung, ja. sie war dem Verein sogar so zugetan, daß sie auch noch die Trikots wusch.
1949 war es dann so weit: Man hatte eine schlagkräftige Truppe aufgestellt. Das erste Spiel fand in Karlshof statt gegen den SuS Karlshof. Das Spiel endete zur Überraschung aller (vor allem der Westerloyer) mit einem Sieg. Im Tor stand – mit 42 Jahren – Wilhelm Seeger. In der Verteidigung, so erinnert Wilhelm Seeger sich heute, stand ein enorm guter Spieler mit viel Übersicht; ,,er zog die Bälle wie magisch auf sich“. Leider verließ dieser Mann den Verein bald wieder durch Umzug, wie es in dieser Zeit viele Wechsel durch Umzüge oder Zuzüge von Flüchtlingen gab. Die Heimfahrt von Karlshof dauerte übrigens etwas länger, so groß war die Freude und die Einkehr in den Ocholter Schützenhof.
Im Jahr 1950 mußte die Fußballabteilung dem Fußballverband beitreten, da die Vorschriften inzwischen verlangten, daß nur dem Fußballverband angehörende Vereine am Punktspielbetrieb teilnehmen durften.Den Transport zu entfernteren Spielorten übernahm der Fuhrunternehmer Wittje aus Seggern mit einem Lkw. Auf einem solchen Lkw, auf dem sonst Sand befördert wurde, stellte man Bänke auf, um sitzen zu können. Daß dabei der noch auf dem Wagen verbliebene Sand während der Fahrt in den Augen der Spieler landete, haben die damaligen Spieler heute noch nicht vergessen.
Die Jugendspieler wurden von Wilhelm Seeger selbst mit dem Pkw befördert. Er hängte seinem Auto einen Anhänger mit etwas erhöhten Seitenteilen an und hier saßen die Jungen drin. Damit die Polizei nichts bemerkte, wurden wenig befahrene Nebenstraßen benutzt.
Das Engagement von Wilhelm Seeger ging noch weiter: Er gab in dieser Zeit, in der Zucker nur auf ,,Marken“ zu bekommen war, für jedes Tor dem Torschützen l kg Zucker.
Er finanzierte die Sportbekleidung der Spieler (Fußballschuhe und Trikots), die sie bei ihm in Raten abzuzahlen hatten.
Die Vereinsfarben waren gelb/schwarz. Wenn dann gegen Scheps gespielt werden mußte (gleiche Vereinsfarben), zog man von Wilhelm Seeger zur Verfügung gestellte Oberhemden an.
Der Erfolg und die damit verbundenen wachsenden Mitgliederzahlen der Fußballabteilung wurden besonders skeptisch von der Boßelabteilung des TuS beobachtet. Hier fürchtete man Mitgliedsverluste durch Abwanderungen zur Fußballabteilung. Argwöhnisch beobachtete auch die Turnabteilung den Aufschwung. Ebenso wurde der Fußballsport von großen Teilen der Bevölkerung kritisch gesehen aufgrund seiner Roheit.
Mit der Zeit und dem Erfolg konnte man diese Vorbehalte jedoch abbauen und der Fußballsport setzte sich trotzdem durch. Es wurden eine 2. und sogar eine 3. Mannschaft gegründet. Daneben bestand eine Jugendabteilung mit einer A-, einer B- und einer C-Jugend. Und dieses ganze Fußballtreiben wurde von Wilhelm Seeger organisiert und geleitet.
Dazu hatte er im Dorf drei Schaukästen, in denen ständig die neuesten Informationen für die Fußballfreunde bekannt gab.
Wenn man aus dieser Zeit einen weiteren Namen hervorheben muß, dann ist es der von Herbert Kannegießer. Er war die treibende Kraft zur Aufstellung einer Mannschaft von Beginn an, als man noch ,,nur so“ kickte, ohne an einem Spielbetrieb teilzunehmen, bis zum sog. bitteren Ende 1955.
Die 1 Herrenmannschaft spielte in der 1. Kreisklasse. Damalige Gegner waren: Westerstede 2, Ocholt, Augustfehn, Bad Zwischenahn 2, Edewecht, Klein-Scharrel, Husbäke, Ofen, Wiefelstede Gotano und Remels.
Neben dem im nächsten Absatz beschriebenen Ereignis war der größte Erfolg lt. Aussage ehemaliger Spieler ein Pokalsieg in Neuenburg. Hier startete die Mannschaft als einzige Kreismannschaft unter lauter Bezirksmannschaften. Sie wurde von Beginn bedauert und bekam von allen Gegnern Seitenwahlrecht geschenkt. Die Westerloyer revanchierten sich durch lauter Siege und nahmen den großen Pokal mit nach Hause.
Nun zu dem großen Ereignis 1953. Die Mannschaft spielte in der Spitzengruppe der 1. Kreisklasse, ja, sie führte sogar vor Edewecht die Klasse an mit einem Punkt Vorsprung.
Um das entscheidende Punktspiel in Edewecht und um den damit verbundenen Aufstieg zur Bezirksklasse gab es folgende Geschichte: Trainer und Betreuer Wilhelm Seeger wollten nach einem arbeitsreichen Sonnabend spät noch ein Bad nehmen, bevor er ins Bett ging. Da klingelte das Telefon. Einige seiner Spieler forderten ihn, seiner Meinung nach, im angetrunkenen Zustand auf, doch noch eben ‚rüber zu kommen zu Eilers Gasthof zu einem Stiftungsball. Man sei so schön am Feiern. Wilhelm Seeger war sehr verärgert darüber, daß seine Spieler sich nicht so auf das wichtige sonntägliche Spiel vorbereiteten, wie er es erwartete. „In dieser Nacht habe ich kein Auge zugetan“ erzählte uns Wilhelm Seeger in einem Gespräch über die damalige Zeit. Am nächsten Tag im entscheidenden Spiel führte der TuS zur Pause mit 2:0, verlor aber auf Grund der nachlassenden Kondition das Spiel noch mit 2 : 4.
Nach dieser Niederlage war eigentlich schon das weitere Schicksal der Fußballabteilung besiegelt. Vorher ging schon das Gerücht um, daß einige Spieler Westerloy verlassen würden. Nach diesem Spiel wurde es Wirklichkeit. Die Spieler Trommer. Klütsch, Heise, Plank, Runge und Bujara schlossen sich dem Fußballverein Westerstede an, die sich als Abteilung von der TSG Westerstede getrennt hatte.
In einer darauf folgenden Generalversammlung kam es noch zu Auseinandersetzungen um die Gründe für den Streit. Es wurde die Meinung geäußert, durch die große Flüchtlingszahl sei der Verein uneinig, und so gab ein Argument das andere und man ging im Unfrieden auseinander. Nach Ende dieser Versammlung entschloß sich auch der Torwart der damaligen Mannschaft, Ludwig Mansholt, den Verein zu verlassen. Er hängte in so jungen Jahren (23) schon seine Fußballschuhe an den berühmten Nagel.
In der folgenden Saison startete die bisherige 2. Mannschaft mit jungen A-Jugendspielern aufgefrischt. Wilhelm Seeger zog am 30. Dezember 1954 nach Westerstede, wo er ein Lebensmittelgeschäft eröffnete. Ihm fehlte jetzt die nötige Zeit und auch wohl die notwendige Motivation und Unterstützung in dieser Phase, um einen Abstieg aufzufangen. Es war nicht aufzuhalten, die Fußballabteilung nahm bald nicht mehr am Spielbetrieb teil.
Bis 1958 ruhte der Fußballsport in Westerloy. In diesem Jahr fand auf dem Westerloyer Sportplatz das Endspiel um den Ammerlandpokal statt. Dies nahmen einige Fußballbegeisterte, allen voran Herbert Kannegießer, Hans Cordes und Dietrich Thien, zum Anlaß, selbst wieder den Spielbetrieb aufzunehmen.